E-Scooter zum Mieten – Elektro-Schrott oder sinnvolles Mobilitätskonzept?

Mietbare E-Scooter gehören in vielen Metropolen zum gewohnten Stadtbild. Seit zwei Monaten kann man die Flitzer auch in Reutlingen mieten. An einigen Stellen im Stadtgebiet stehen sie bereit. Sind Scooter eine sinnvolle Ergänzung des Mobilitätsangebots oder nur eine Menge Elektro-Schrott?

Zwei Anbieter teilen sich den Markt in Reutlingen auf. Das ist zum einen TIER aus Berlin, laut eigener Aussage Europas führender Anbieter von Micromobilitätsdiensten. Zum anderen ZEUS, das seinen Ursprung in Irland hat. ZEUS hat 100 Scooter am Start, TIER hat rund 150 Geräte im Einsatz. Jeder Anbieter darf maximal 150 Fahrzeuge in Stadt bereitstellen. Diese ist in einer freiwilligen Selbstverpflichtung mit der Stadt Reutlingen geregelt.

Fünf Scooter dürfen höchstens an einer Stelle in Warteposition stehen. Die Stadt wünscht sich von den Anbietern eine Verteilung auch in Stadtbereichen, in denen eine geringere Nachfrageintensität zu erwarten ist.

Was kostet es einen E-Scooter zu mieten?

Die Kostenmodelle sind bei beiden Anbietern sehr ähnlich. Pro Mietvorgang wird eine Aktivierungsgebühr von 1,- € erhoben. Jede Minute wird mit 19 Cent berechnet. Fahrten können für kurze Stopps unterbrochen werden. ZEUS bietet in seiner App eine Parkoption an. Pro Minute fallen dann nur 5 Cent an. Bei TIER hingegen werden auch die Pausenminuten mit 19 Cent abgerechnet. Zudem ist die Mietdauer auf 2 Stunden begrenzt. Für die Anmietung sind Kreditkarte, Paypal- oder G-Pay-Konto erforderlich. Außerdem ist das Mindestalter 18 Jahre.

Abgestellt werden können die E-Roller dort, wo sie niemanden behindern. Außerdem hat die Stadt Abstellverbotszonen definiert. Das sind die Fußgängerzonen und Grünanlagen, also die Bereiche, in denen ohnehin nur sehr eingeschränkt gefahren werden darf. Können die TIER-Scooter fast überall im Stadtgebiet abgestellt werden, schränkt ZEUS seinerseits die Abstellmöglichkeiten stark ein.

 

 

Screenshots der Apps von TIER und ZEUS
In den rot markierten Bereichen ist ein Abstellen der Scooter nicht möglich. Links die App von TIER, recht die APP von ZEUS

 

Leih-E-Scooter vs. Reutlinger Stadtbus

Sind E-Scooter eine Ergänzung oder eine Alternative zum Angebot des Öffentlichen Nahverkehrsangebot der RSV? Welche Strecke legen Nutzer von Miet-Scootern im Schnitt zurück? ZEUS nennt 2-3 km. Ähnlich die Werte bei TIER mit 2-2,5 km und einer Nutzungsdauer von 14 Minuten.  Bei 14 Minute zu 0,19 € /Minute + 1,- € Aktivierung ergibt dies in Summe 3,66 €. Bei der RSV gibt es für 3,50 € bereits das Tagesticket ohne Zeit- oder KM-Limit. Ganz preiswert ist der Spaß also nicht. Jedoch ist der Spaßfaktor mit dem E-Scooter zu fahren sicher höher. Ebenfalls ein Vorteil, die Scooter können rund um die Uhr genutzt werden auch nachts, wenn der Fahrplan der RSV-Busse etwas dünner ist.

Etwas günstiger wird es, wenn man eines der Promotion-Angebote nutzt. Tier bietet auf der Website bzw. in der APP zum einen die Booster-Aktion oder auch zeitlich befristete Pre-paid-Sonderaktionen an. Ersparnis aktuell von 30-50%. Bei TIER muss man im Netz nach aktuellen Codes suchen.

 

Die Scooter-Angebote von TIER und ZEUS im Quick-CheckVergleich E-Scooter in Reutlingen

versenkter E-Scooter in Berlin
Szene aus Berlin. Ein E-Scooter wurde mutwillig im Wasser versenkt.

Ein Problem in vielen Städten ist der Vandalismus. Weil die Mietgeräte offen rumstehen lassen Unbelehrbare Ihren Frust an den Geräten aus. Im besten Fall werden die Roller nur umgeworfen. Oft werden sie böswillig beschädigt oder landen im Wasser. Auch in Reutlingen sah man nur wenige Tage nach Einführung drei umgeworfene Roller in der Alteburgstraße auf Höhe der Brücke zwischen Volkspark und Pomologie.

 

Für derartige Fälle oder unsachgemäß abgestellte Leih-Roller gibt bei beiden Anbietern Hotline-Kanäle:

TIER
Tel.: 030/56838641
Mail: support@tier.app

ZEUS
Tel.: 0157 359811123
support@zeusscooters.com

 

 

Fun-Faktor schlägt praktischen Nutzen

Wer keine Lust hat kurze Strecken zu Laufen für den kann ein Scooter ein praktisches Fortbewegungsmittel sein. Trotz kleiner Beträge, ein nicht ganz preiswertes Vergnügen. Als Alternative zum Stadtbus kommt wohl nur das System von TIER in Betracht. Denn diese Roller können auch in den Wohngebieten abgestellt werden. Vermutlich ist der Fun-Faktor höher zu bewerten als der praktische Nutzen. Zum Shoppen sind die Flitzer wenig praktisch. Bereiche wie Marktplatz und Wilhelm und Katharinenstraße sind tabu. Einkäufe lassen sich zudem nur im Rucksack sicher transportieren. Abends mal weggehen und bis direkt vors Restaurant oder Lokal fahren kein Problem. Nur zu viel trinken sollte man nicht. Dann aber steht dem entspannten Cruisen nichts im Wege.

 

 

 

 

 

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